Katrin Schindele und Bettina Buchthal über die Herausforderungen einer Unternehmerin während der vergangenen Monate

Besucht man Betty´s BonBon Manufaktur in Baiersbronn, fühlt man sich ein wenig in den Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ versetzt. Die individuellen Kreationen der promovierten Ernährungswissenschaftlerin, von Hand hergestellt oder mit Hilfe klassischer Maschinen der Bonbonmanufaktur aus Australien, sind vor allem bei Kindergeburtstagen oder Hochzeiten sehr beliebt, kamen aber unter anderem auch bei Katrin Schindeles Wahlkampf im vergangenen Jahr an deren Wahlständen zum Einsatz. Besonders begeistert hatte Katrin Schindele dabei die Verwendung natürlicher Zutaten, die sich auf den ersten Blick nicht vermuten lassen.
„Um Bonbons orange zu färben, wird beispielsweise eine Paprikaemulsion verwendet. Natürliche Aromen sind schwerer zu verarbeiten. Daher ist hier präzise Handarbeit notwendig und auch meine Kenntnisse aus der Chemie kommen nicht selten zum Einsatz, um die natürlichen Zutaten optimal zu verarbeiten. In der Industrie wird beispielsweise aus Kostengründen oftmals nicht auf natürliche Aromen gesetzt. Doch auch hier kommt es langsam zu einem Umdenken, denn viele der künstlichen Zutaten sind nicht unbedenklich,“ sagte Bettina Buchthal.
Hergestellt werden die Bonbons in der Manufaktur, dem sich direkt der Verkaufsbereich anschließt. So können die Kunden, bei Glück oder durch Belegung eines gemeinsamen Kurses, den Prozess anschauen, der neben einem guten Auge für die Veränderung der Masse anhand der verschiedenen Temperaturen, Zeitgefühl und Kreativität benötigt. Dabei lässt sich Betty bei ihren Kreationen auch gerne von anderen Manufakturen inspirieren, vor allem aus den USA, die eine lange Tradition in der Herstellung von Bonbons haben. Die Individualität der Produkte spiegelt sich aber nicht nur in Form und Farbe wider, sondern es sind auch inhaltliche Differenzierungen möglich, um etwa den gesundheitlichen Aspekten der Kunden zu entsprechen.
„Mir ist es wichtig und es macht mir Spaß, auf die individuellen Präferenzen und Wünsche der Kunden einzugehen. Besonders nachgefragt sind zum Beispiel Bonbons für Diabetiker,“ so Bettina Buchthal weiter.
Seit nunmehr etwa zweieinhalb Jahren betreibt die Unternehmerin ihre Manufaktur in Baiersbronn. Den Schritt aus der Wissenschaft hin zur Professionalisierung ihrer Leidenschaft hatte sie in dieser Zeit nie bereut. Dabei gingen auch die vergangenen Monate nicht spurlos an der Unternehmerin vorüber. In Zeiten reduzierter Kontakte konnte sie ihr Geschäft durch den Onlineverkauf und die Kooperation mit den regionalen Edeka Märkten aufrechterhalten. Geholfen hatte ihr dabei die Flexibilität und eine Denkweise, die sie aus der Wissenschaft mitgebracht hat.
Bettina Buchthal: „In der Wissenschaft ist es hilfreich, auch einen Plan B und Plan C zu haben, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Oder auch wie man Herausforderungen angeht oder wie man neue Lösungen findet. Viele Dinge sind einem am Anfang neu, etwa Deklarationspflichten zu Inhaltsstoffen, wenn die Produkte nicht direkt vom Hersteller, sondern etwa im Supermarkt wiederverkauft werden. Glücklicherweise gibt es hierzu Beratungsstellen bei den Ämtern im Landkreis, die kompetent und ausgesprochen hilfreich sind.“
Nun, da Geschäfte wieder langsam ihre Türen öffnen und Richtung Normalität gehen, muss sich die Unternehmerin aufgrund der hohen Nachfrage entscheiden, ob sie sich vermehrt auf den während der vergangenen Monate etablierten Online Handel konzentriert, indem sie etwa weitere Suchmasken im Onlineshop ermöglicht, die eine genauere Auswahl der Präferenzen erlauben, etwa ob ein Bonbon Gluten- oder Laktosefrei sein soll, oder ob sie wieder vermehrt auf die Events gemeinsamer Bonbon-Kurse setzt, die vor der Pandemie schnell ausgebucht waren.
„Bettina ist mit ihrer herausstechenden Persönlichkeit und ihrer ansteckenden Leidenschaft in vielerlei Hinsicht, nicht nur als Gründerin und Unternehmerin, ein Vorbild. Sie erweitert mit ihren besonderen Produkten das Angebot und die Attraktivität von Baiersbronn. Ihr Unternehmen ergänzt sich dabei sehr gut mit dem Tourismus, denn die Besucher finden in der Manufaktur ein weiteres Highlight der Region. Viele Menschen werden zudem durch die sozialen Medien auf die Manufaktur und damit auf Baiersbronn aufmerksam und ihr Kundenstamm erstreckt sich über ganz Deutschland,“ fügte Katrin Schindele an.
Und auch die gegenwärtigen Herausforderungen gestiegener Preise und Lieferkettenschwierigkeiten machen die Unternehmerin erfinderisch.
„Preissteigerungen von bis zu dreißig Prozent können nicht einfach an Kunden weitergegeben werden. Manche Rohstoffe sind sehr schwer bis gar nicht zu haben und die entsprechenden Produkte sind so eine Zeit lang nicht im Sortiment zu finden,“ bemerkte Bettina Buchthal.
Die gewiefte Unternehmerin ist daher unter anderem dazu übergegangen, z.B. Bonbontüten zuzuschneiden und die Verpackungen für die süßen Kostbarkeiten selbst herzustellen, um dadurch die gestiegenen Preise teilweise ausgleichen zu können. Eine weitere Stellschraube war der gemeinsame Einkauf von Rohstoffen beim Großhändler mit zwei weiteren Betrieben. Und so bleibt sie auch vor diesen Herausforderungen ganz die Wissenschaftlerin: Mit einem Plan B und einem Plan C.


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