Katrin Schindele zum Austausch mit IHK-Nordschwarzwald Präsidentin Claudia Gläser

Krisen sind immer auch eine Chance herauszufinden, wo nachgebessert werden muss. Zahlreiche Herausforderungen belasten die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Industrie- und Handelskammer hat durch ihren Einblick in ihre zahlreichen Mitgliedsunternehmen ein präzises Bild von der aktuellen Lage und den Bedürfnissen der heimischen Wirtschaft. Der Landtagsabgeordneten Katrin Schindele war es daher ein großes Anliegen, mit Claudia Gläser, Präsidentin der IHK-Nordschwarzwald, am Standort der Gläser Group in Horb, zusammenzukommen, um über die drängendsten Probleme und etwaige Lösungsmöglichkeiten zu sprechen.

Neben steigenden Kosten und unterbrochenen Lieferketten ist nach wie vor der Fachkräftemangel ein großes Thema bei den Unternehmen. Die Bundesrepublik hatte sich über viele Jahrzehnte nicht als klassisches Einwanderungsland verstanden und dadurch auch kein Einwanderungsgesetz mit angepassten Kriterien oder Strategien entwickelt, Fachkräfte und Auszubildende gezielt anzuwerben und in den heimischen Arbeitsmarkt und die Gesellschaft zu integrieren. Auch beim gegenwärtigen Fachkräfteeinwanderungsgesetz deutet die IHK-Präsidentin an, dass hier nachgebessert werden muss.

„Verfahren müssen generell beschleunigt werden. Neben der Festlegung klarer Kriterien müssen auch neue Konzepte im Hinblick auf den Spracherwerb gefunden werden. Die Anforderungen der deutschen Sprache sind ein großes Hindernis dabei, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Damit Deutschland und seine Unternehmen für qualifizierte Fachkräfte und Auszubildende attraktiver wird, könnte etwa der Ausbildungszeitraum verlängert und durch ein vom Ausbildungsbetrieb finanziertes Integrationsjahr entzerrt werden, sodass während der Ausbildung auch ein Sprachkurs vor Ort besucht werden kann. Von Seiten der Unternehmen können Mitarbeiterwohnungen dabei unterstützen, günstige Wohnmöglichkeiten zu schaffen und die Ankunft in Land und Betrieb zu erleichtern,“ sagte Claudia Gläser.

„Auch im Inland kann bei der Erschließung des Potentials an Fachkräften nachgebessert werden, beispielsweise wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Frauen haben ein enormes Arbeitskräftepotential und spätestens im Zuge des jetzigen Fachkräftemangels müssen wir alle Möglichkeiten realisieren, Familien dabei zu unterstützen und Rahmenbedingungen zu schaffen, dass beide Elternteile die Herausforderungen von Beruf und Familie vereinen können, beispielsweise durch die Betreuungsmöglichkeiten von Kindern am Arbeitsplatz. Gerade große Unternehmen haben hier Möglichkeiten, das kommunale Angebot zu ergänzen oder dieses direkt zu unterstützen. Auch kleinere Unternehmen können im Verbund eine große Wirkung erzielen. Bei solchen Angeboten ist vor allem die Zuverlässigkeit und Qualität wichtig. Gerade in der ländlichen Region ist das hohe Niveau der Bildung und Erziehung im Vorschulalter durch die qualifizierten Fachkräfte in den kommunalen Einrichtungen, sowie die Verfügbarkeit von entsprechenden Plätzen, ein Argument für die Wahl des Berufs- und Lebensmittelpunkts,“ fügte Katrin Schindele an.

Positiv blicken beide auf den Innovationscampus in Empfingen und sehen den dortigen Aufbau der Luft- und Raumfahrt als großartige Chance für die gesamte Region und darüber hinaus.

Katrin Schindele: „Vielen Baden-Württembergern ist immer noch nicht bewusst, wie viele unserer Institutionen und Unternehmen auf ihrem Gebiet zur Weltspitze gehören. Baden-Württemberg ist Luft- und Raumfahrtland und durch den Innovationscampus Empfingen sind wir ganz vorne mit dabei. Gerade auch im Hinblick auf unseren starken Bildungsstandort, durch die DHBW in Horb und dem Campus Schwarzwald in Freudenstadt, könnten sich hier in Zukunft weitere Synergien entwickeln, welche die Gründung und die Ansiedelung von Unternehmen oder weiterer Forschungseinrichtungen in diesem immer wichtiger werdenden Bereich unterstützen.“

„Diese Entwicklung unterstützt auch den weiteren Ausbau der Digitalisierung, welche teuer, aber für Staat und Unternehmen unumgänglich ist. Daher muss hier deutlich mehr Geld investiert und auch im Ausland bei unseren Partnern geschaut werden, welche Lösungen funktionieren. Wir können es uns nicht leisten, hier den Anschluss zu verlieren und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes zu gefährden,“ sagte Claudia Gläser weiter.

Auch im Bereich der Cybersicherheit erkennt die Landtagsabgeordnete Katrin Schindele ähnliche Herausforderungen.

„Unsere Unternehmen haben große Kompetenzen im Bereich der Cybersicherheit und müssen bei Lösungen unterstützt werden. Eine der bedeutendsten Herausforderung, wie in vielen anderen Bereichen, ist die zunehmende Bürokratisierung und damit verbundene Auflagen, die auch fehlendes Vertrauen des Staates in die Unternehmen signalisieren. Durch sie muss in den Unternehmen eine kostspielige Administration aufgebaut und es müssen Kapazitäten gebunden werden, die in einem weiteren Aufbau der jeweiligen Produktion benötigt werden würden,“ so Katrin Schindele abschließend.

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