Landtagsabgeordnete Katrin Schindele im Austausch mit dem Verein Ehemalige Synagoge Rexingen e.V.

Im 19. Jahrhundert lebten über 400 jüdische Bürgerinnen und Bürger in Rexingen. Ihre Synagoge im Zentrum des Dorfes war Teil des früheren Rabbinats Mühringen/Horb.
„Am 9.November 1938 wurde die Synagoge in der Pogromnacht im Innern zerstört. Anders als bei vielen anderen jüdischen Einrichtungen im ganzen Land, blieb das Gebäude in seiner Grundsubstanz erhalten und musste jedoch von der jüdischen Gemeinde unter Zwang an die bürgerliche Gemeinde verkauft werden,“ so Heinz Högerle, erster Vorsitzender des Vereins, einleitend.

Während des Krieges wurde die Synagoge an die Waffenfabrik Mauser in Oberndorf vermietet, die dort russische Kriegsgefangene zwang, Gewehrschäfte zu fräsen und zu lagern. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude ab 1952 im Innern umgebaut, um dort in eine evangelische Kirche einzurichten. Bei den Renovierungsarbeiten wurde ein Glockenturm auf das Dach gesetzt und in der Wandnische, in der sich der Thoraschreins befunden hatte, ein Bild mit Jesus im Zentrum angebracht. Eine Zwischendecke wurde auf der Höhe der Frauenempore eingezogen. Bis heute wird der oben entstanden Raum für evangelischen Gottesdienste genutzt. Seit Anfang der der 2000er Jahre konnte der Rexinger Synagogenverein großformatige Fotos im Gottesdienstraum anbringen, die Eindrücke vom Alltagleben der ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger geben, die unter Zwang ihr Gotteshaus 1938 aufgeben mussten.
1997 wurde der Verein Ehemalige Synagoge Rexingen e.V. gegründet. Neben der Erhaltung der ehemaligen Synagoge hat er sich zur Aufgabe gemacht, die jüdische Geschichte des früheren Rabbinats Mühringen/Horb zu dokumentieren. Der untere Saal wurde in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Horb grundlegend renoviert und in einen würdigen Zustand gebracht. Es wurde begonnen, eine Fachbibliothek aufzubauen, die als Schwerpunkte, die jüdischen Religion, jüdische Leben in der Region und in Deutschland und das Entstehen Israels behandelt.
Im Gemeindesaal ist auch eine Dauerausstellung untergebracht, die die Geschichte der jüdischen Gemeinde Rexingen und die Gründung der Gemeinde Shavei Zion im heutigen Israel erzählt, die von Rexinger Juden 1938 im Kern gegründet wurde.

Die Pflege der Verbindungen zu jüdischen Familien in aller Welt, ist für den Verein von größter Bedeutung. Eine große Hilfe leistet dazu eine Familiendatenbank, die vom Verein aufgebaut wurde und in der Zwischenzeit über 100.000 jüdische Personen mit Wurzeln in Baden-Württemberg umfasst.

„Die Datenbank ging aus der Idee hervor, Familienstammbäume für Nachfahren nachvollziehbar zu machen und auch in die Rexinger Dorfgeschichte zu integrieren. Sie leistet eine große Unterstützung bei Familienzusammenführungen und durch sie unterhält der Verein starke Beziehungen zu jüdischen Familien in der ganzen Welt, besonders aber zur Gemeinde Shavei-Zion in Israel, die durch aus Rexingen stammende Juden mitgegründet wurde, nachdem sie nach Israel geflohen waren,“ so die stellvertretende Vorsitzende Andrea Dettling.

Die Bedeutung der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Rexingen und der Gemeinde Shavei-Zion für Baden-Württemberg wurde auch durch den finanziellen Beitrag des Landes zur Sanierung des Archivs in Shavei-Zion unterstrichen, der in den letzten Jahren geleistet wurde.

„Anhand der teils sehr persönlichen Geschichten von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern aus Rexingen soll den Schulen die Möglichkeit gegeben werden, stärker mit Biographien zu arbeiten und die Bedeutung der jüdischen Geschichte in unserer Region, etwa durch Führungen, besser erfahrbar zu machen. Die ehemalige Synagoge und die dazugehörige Bibliothek, sowie das Museum Jüdischer Betsaal Horb sollen Lernorte sein, die auch den Wert unserer demokratischen Gesellschaftsordnung vermitteln. Und sie sollen unsere historische Verbundenheit mit dem und unsere Prägung durch das Judentum, sowie unsere besonderen Beziehungen zu Israel unterstreichen,“ bemerkte Heinz Högerle.

„Es ist großartig, welche Arbeit der Verein leistet, finanziert vor allem aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Ich freue mich sehr, dass Barbara Staudacher und Heinz Högerle in diesem Jahr durch unseren Ministerpräsidenten mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurden, welcher für herausragende Verdienste um das Land und seine Bevölkerung vergeben wird. Die hohe Mitgliederzahl des Vereins zeigt auch, dass seine Bedeutung vielen Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises Freudenstadt bewusst ist. Der Verein baut Brücken, bietet lebendige Orte der Begegnung und leistet einen hervorragenden Beitrag zur Bildung und Kultur, weit über den Landkreis Freudenstadt hinaus. Er tritt, wie auch ich persönlich, jeglicher Form von Antisemitismus entgegen. Dieses Thema ist eine Herzensangelegenheit der CDU-Landtagsfraktion und spiegelt sich unter anderem auch im Projekt „Koscherer Wein“ wider, durch welches die CDU-Landtagsfraktion und die israelitischen Religionsgemeinschaften gemeinsam jüdische Traditionen und Geschichte wieder sichtbarer machen wollen,“ so Katrin Schindele abschließend.

« Fehlende Bildungsmöglichkeiten vor Ort Gemeinschaft, Präzision und ein Hauch von Mathematik »